USAaaaaahhhhrrrgghhh!!Eine harte Playlist zum Wahlkater
8.11.2024 • Sounds – Text & Bild: Susann MassuteNa, habt ihr euch alle die US-Wahlnacht um die Ohren gehauen, um dann am selben Abend mit dem Koalitionskollaps schlafen gehen zu können? Neben den bewährten Strategien – in ein Kissen brüllen, Doomscrolling, sich antifaschistisch organisieren – hilft mir persönlich vor allem eins: Wütende Musik.
Bruce Springsteen – Born In The U.S.A.
Nur weil Amerika im Songtitel steckt, ist ein Lied noch lange nicht patriotisch. Die großen Amerika-Popsongs der Geschichte werden in der Hinsicht gerne missverstanden. Ob die Ikone aller Stadionrock-Songs „Born in the USA“ von Bruce Springsteen (Got in a little hometown jam / So they put a rifle in my hand / Sent me off to a foreign land / To go and kill the yellow man), „Rockin' in the Free World“ von Neil Young oder der Abschied vom amerikanischen Traum mit „American Pie“ von Don McLean.
Childish Gambino – This Is America
Viele Amerika-kritische Songs stammen eher aus dem letzten Jahrtausend, die 70er waren da aus offensichtlichen Gründen sehr ergiebig. Childish Gambino ist in dieser Liste der jüngste Vertreter. „This is America“ kritisiert Schwarze Lebensrealität in den USA, die geprägt ist von Rassismus und Waffengewalt. Neben der außergewöhnlichen Instrumentierung und dem Tempowechsel ist Donald Glovers beeindruckende Choreografie hervorzuheben. Bis heute hat das Lied über 900 Millionen Views auf YouTube.
Rage Against The Machine – Sleep Now in the Fire
Von Rage Against The Machine könnte man eigentlich jeden Song nehmen. Allein der Bandname sagt ja alles. Offensichtliche Wahl wäre hier „Killing in the Name of“, aber „Sleep Now in the Fire“ hat so herrliche prophetische Momente. Im Musikvideo sieht man bei ca. 1:05 ein „Donald Trump for President“-Plakat.
Anti-Flag – Stars and Stripes
Green Day – American Idiot
Eines vorweg, hier sollen die Vergewaltigungsvorwürfe und -anklagen gegen Anti-Flags Sänger Justin Sane nicht unerwähnt bleiben. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe löste sich die Band schnell auf. Sane soll mittlerweile die Staaten verlassen haben. „This country named America is built on graves“ – meine erste Demo war gegen den Irakkrieg und „Stars and Stripes“ lieferte den Soundtrack zur politischen Sozialisierung. Ich habe den immer noch im Ohr, wenn ich zu lange auf die amerikanische Flagge schaue.
Pennywise – Land of the Free
Zugegeben, als 2004 „American Idiot“ erschien lästerte ich auch über den kommerziellen Erfolg von Green Day und fand sie nicht Punk genug (was auch immer das heißen mag). Im Rückblick ist „American Idiot“ als durch konzipierte Rock-Oper ein besonderes Zeitzeugnis und sie legen einen wichtigen Grundstein popkulturellen Widerstands in der Bush-Ära. Erinnert sich noch jemand daran, wie man sich über den damals regierenden Präsidenten Bush lustig machte, weil er ein Kinderbuch falsch herum hielt? (Tatsächlich ist das Bild ein Hoax.) Wenn man dagegen Trump sieht, wünscht man sich die staatsmännische Aura des Ex-Präsidenten fast zurück.
Apropos Punk genug: Pennywise liefern mit „Land of the Free“ auch ein ganzes Album für all die Unpatrioten da draußen.
The Clash – I'm so bored with the U.S.A.
Wir schließen diese kleine unvollständige, anarchische Playlist mit einem Songtitel, den man nur mit „#MOOD“ beschreiben möchte. Man muss kein Staatsmann sein um Amerika zu kritisieren (siehe Neil Young) und so sangen auch The Clash: „I'm so bored with the U.S.A.“ Vielleicht ist so eine Amerikanismus-Abkehr, sei es als Nachrichtendiät oder als Byebye von blau-weiß-roter Popkultur, ganz heilsam. Ach ja, ganz schön viele Männer. Wer möchte noch ein paar wütende, anti-amerikanische Songs von Frauen vorschlagen?