Plattenkritik: Common & Pete Rock – The Auditorium Vol. 1 (Loma Vista Recordings)Mit der Kraft der zwei Herzen

Common & Pete Rock – The Auditorium Vol. 1

Der Chicagoer Rapper und Hollywoodstar Common hat sich mit der New Yorker Producer-Legende Pete Rock für das erste gemeinsame Album zusammengetan. Das ist mehr als nur ein kurzes Warmmachen alter Liebschaften, es ist ein gutes Statement zur rechten Zeit.

Manchmal muss man nur lange genug warten, damit unausgesprochene Jugendträume wahr werden. Common und Pete Rock haben ihr erstes gemeinsames Album aufgenommen und es passt von Sekunde Eins an exzellent zusammen. Das überrascht einerseits nicht, weil soundtechnisch und Rap-philosophisch standen beide schon immer für die jazzige, smarte und deepe Seite des HipHop. Dass andererseits das jedoch nicht zur Hochzeit des Conscious-Rap entsteht, sondern im Jahr 2024, wirkt irgendwie aus der Geschichte entrückt, kommt dann aber doch zur richtigen Zeit. Bereits 1996 produzierte Pete Rock den Common-Track „The Bitch in Yoo“, als dieser sich im Beef mit Ice Cube befand. Nun sind aber 28 Jahre seither vergangen, ein ganzes Rockstarleben, und „The Auditorium Vol. 1“ bringt die goldene Zeit von HipHop in die Gegenwart ganz ohne klebrigen Staub, Selbstgefälligkeit und Superstardom. Man hat bei beiden auch nicht das Gefühl, dass diese Musik sein muss, um im Gespräch zu bleiben oder das Konto aufzubessern, was bei vielen Zeitgenossen dann doch immer wieder so ist.

Früher war eben auch nicht alles besser, wie es beim Wu-Tang-Clan zum Beispiel manchmal so wirkt. Die Samples und Beats von Pete Rock bemühen sich nicht um Trap-Modernität. Es wird gecuttet, gescratcht, geloopt. Als wäre Boom Bap wie guter Wein – das ist eine ganz besondere Flasche und so was kann mit den Jahren nicht schlechter werden. „The more I grow older, the more I be sober/Minded what rhyme did — it defined culture“, rappt Common im Track „Stellar“ fast demütig. Um aber auch im hervorragenden Song „We’re on our way“ zu propagieren: „We’ve only just begun“. Features kommen von Bilal, Jennifer Hudson, PJ und Posdnuos. Wie der Albumtitel „The Auditorium Vol. 1“ vermuten lässt, ist es erst der Beginn der gemeinsamen Arbeit von zwei Legenden. Es geht hier nicht um Verdrängung oder Verdruss. HipHop und Rap sind komplexe Lebenswelten geworden, in denen es nicht mehr darum geht, wer die alleinige Deutungshoheit hat. Die großartige Produktion und die klugen Skills im Album zeigen aber, was im HipHop möglich ist, wenn man würde- und respektvoll der Sache gegenübertritt. Es ist wie bei John Coltrane oder Miles Davis, manche Sachen werden nicht alt, weil sie einfach zeitlos und gut sind.

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